Gestern Abend fand in der KuFa Koblenz eine eindringliche Lesung von Prof. Bernd Sucher statt, die sich mit dem jüdischen Leben in Deutschland nach 1945 und der fortwährenden Herausforderung des Antisemitismus auseinandersetzte. Aus seinen Werken Unsicheres Leben und Rahels Reise las der Autor eindrucksvoll über die Mechanismen des latenten und offenen Antisemitismus, die bis heute jüdisches Leben in Deutschland prägen und belasten.

Prof. Dr. Bernd Sucher

Ein zentraler Fokus lag auf der Frage, wie Deutschland mit Antisemitismus umgeht – damals wie heute. Sucher zeigte auf, dass es nicht allein die offene Anfeindung ist, die Sorge bereitet, sondern vor allem die schleichenden, oft unbewussten Vorurteile und strukturellen Benachteiligungen. Der Umgang mit jüdischem Leben in Deutschland wird häufig auf Erinnerungsarbeit reduziert. Doch wie Sucher betonte, braucht es weniger eine reine Kultur des Erinnerns und vielmehr eine aktive Begegnungskultur. Nur durch echten Dialog und persönliches Kennenlernen kann Antisemitismus nachhaltig abgebaut werden.

In der anschließenden Diskussion wurde dieser Punkt intensiv beleuchtet. Die Teilnehmer waren sich einig, dass Erinnerungsarbeit zwar wichtig bleibt, aber ohne direkte Begegnungen oft abstrakt und wirkungslos bleibt. Begegnung schafft Nähe, Vertrauen und Verständnis – Schlüssel, um Vorurteile und Ressentiments nachhaltig zu überwinden.

Ein herzlicher Dank gilt der KuFa Koblenz für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und Prof. Bernd Sucher für einen Abend, der nicht nur zur Reflektion anregte, sondern auch konkrete Impulse setzen konnte.

Kommentarfunktion ausgeschaltet